Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
vier Hörner in einem Orchester sind nicht ungewöhnlich - vier Hörner als Solo-Instrumente in einem Konzert allerdings schon. Unser heutiges Musikstück: Das Konzertstück für vier Hörner und Orchester F-Dur op. 86 von Robert Schumann.
„Niemals war ich tätiger, nie glücklicher in der Kunst“, schrieb Robert Schumann über sein produktives Jahr 1849. Neben dem bekannten Adagio und Allegro op. 70, das Hornisten und Cellisten heutzutage gleichermaßen für sich beanspruchen, brachte Schumann ein weiteres, eher ungewöhnliches Werk zum Abschluss: das Konzertstück für vier Hörner. Das damals noch sehr junge Ventilhorn, erfunden 1814, fand anfangs wenig Beachtung und galt wie sein Vorgänger, das Naturhorn, als Orchesterinstrument und nicht als solistisches. Vielleicht bezeichnete Schumann deswegen sein Werk in einem Brief als „etwas ganz curioses“.
Während man mit dem Naturhorn nur bestimmte Tonarten rein spielen konnte, ermöglichte das Ventilhorn auch das chromatische Spiel. Schumann nutzte diese neuen Möglichkeiten und schöpfte sie in seinem Konzertstück voll aus, indem er sich einer völlig freien Chromatik bediente und viele Läufe einbaute. Damit eröffnete er bis dahin undenkbare virtuose Partien für das Instrument. Technisch stellt das Werk große Anforderungen an alle vier Solisten, denn nicht nur die hohen Hörner (das erste und dritte Horn) spielen anspruchsvolle Passagen, sondern auch die zwei tieferen. Obwohl das erste Horn häufig eine Art Führungsrolle übernimmt, werden die Motive auch in den anderen Stimmen wiederholt und untereinander abgewechselt. Lange Zeit galt das technisch äußerst anspruchsvolle, hochvirtuose Paradestück als unspielbar.
Die Uraufführung fand am 25. Februar 1850 im Gewandhaus Leipzig statt. Dass bei der Uraufführung mit dem Leipziger Hornquartett Primarius Pohle dennoch auf dem Naturhorn blies, scheint immer noch unglaublich.
Eine vom Publikum gefeierte Aufführung dieses Werks fand am 28. August 2021 im Rahmen des Festkonzertes "40 Jahre Alte Oper Frankfurt" statt, das hr-Sinfonieorchester spielte unter der Leitung von Alain Altinoglu, die Solisten sind Marc Gruber, Kristian Katzenberger, Maciej Baranowski und Charles Petit.
Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig
Matthias Wengler