Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
eines der berühmtesten Liebespaare der Literaturgeschichte ist Shakespeares "Romeo und Julia". Peter Tschaikowsky hat die tragische Liebesgeschichte in einer populären Fantasie-Ouvertüre vertont.
Die Fantasie-Ouvertüre "Romeo und Julia" wäre wohl nicht ohne die Begegnung zwischen Peter Tschaikowsky und den Musikern des "Mächtigen Häufleins" entstanden, einem Kreis junger russischer Komponisten in St. Petersburg, die einen nationalen Ton in die nach ihrer Meinung "verwestlichte" russische Musik bringen wollten. Im Frühjahr 1868 - Tschaikowsky unterrichtete seit drei Jahren am Konservatorium in Moskau Harmonielehre - besuchte der Komponist St. Petersburg und nutzte die Gelegenheit zu einer persönlichen Begegnung mit Mitgliedern jenes Kreises; fortan traf er sich während seiner Aufenthalte in St. Petersburg regelmäßig mit ihnen.
Vor allem einer aus der Runde des "Mächtigen Häufleins" sollte für Tschaikowsky eine wichtige Rolle spielen: Mili Alexejewitsch Balakirew, der Gründer und Kopf der Fünfergruppe. Er empfahl Tschaikowsky im August 1869, sich Shakespeares Liebestragödie "Romeo und Julia" anzunehmen und darüber eine Konzertouvertüre zu komponieren. Nachdem das Werk bereits beim Kopisten lag und ein Aufführungstermin feststand, schickte Tschaikowsky Balakirew Teile der Partitur zur Ansicht. Dieser bedankte sich überschwänglich - und sparte nicht mit Kritik: Die Melodie, die die Introduktion eröffnete, gefiel ihm gar nicht, sie habe "weder Kraft noch Schönheit", den musikalischen Hauptgedanken hingegen empfand er eher als "schöne Einleitung", denn als vollwertiges Thema, einzig das Seitenthema fand er "einfach wundervoll".
Die Uraufführung der Ouvertüre im März 1870 unter der Leitung von Nikolai Rubinstein in der Russischen Musikgesellschaft in Moskau brachte nicht den erhofften Erfolg. Tschaikowsky ging daran, das Stück noch einmal zu ändern. Dabei nahm er sich Balakirews Rat zu Herzen und ersetzte das ursprüngliche Introduktionsthema. Außerdem überarbeitete er die Durchführung. Balakirew zeigte sich zufrieden, nur die Coda hätte seiner Meinung nach besser und weniger konventionell sein können. Auch der Kritikerpapst Eduard Hanslick, der das Stück in der zweiten Version bei der Wiener Erstaufführung 1876 hörte, mokierte sich über das Ende, bei dem "Harfen-Akkorde über monotonen Terzen- und Sextengezwitscher eine Theater-Apotheose vollführen". Bei seiner zweiten Revision im Jahr 1880 fand Tschaikowsky dann den endgültigen Schluss für Romeo und Julia. In dieser Fassung eroberte die Komposition schließlich die Konzertsäle.
Im Rahmen der BBC Proms gastierte am 22. August 2013 das Rotterdam Philharmonic unter der Leitung von Yannick Nézet-Séguin in der Londoner Royal Albert Hall:
Und noch eine Empfehlung aus Amsterdam: Das Concertgebouworkest spielte am 16. November 2011 unter der Leitung von Andris Nelsons Tschaikowskys Fantasie-Ouvertüre: