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21.02.2022 Kategorie: ElmMusik, ErkerodeMusik

Musik in schwierigen Zeiten - 290

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
 
von Mozarts 41 Sinfonien sind vor allem die letzten drei sehr bekannt und oft im Konzertsaal zu erleben - aber wann hört man schon einmal seine erste Sinfonie? Sie steht heute im Mittelpunkt: Die Sinfonie Nr. 1 Es-Dur KV 16 - das Deutsche Symphonieorchester Berlin hat sie mit seinem Gastdirigenten Cornelius Meister gerade am vergangenen Wochenende in der Berliner Philharmonie aufgeführt.

1764 hielt sich Familie Mozart in London auf. Im April bekam der Vater starke Halsschmerzen. Wolfgang und Nannerl sollten leise sein und nicht Klavier spielen. Um sich zu beschäftigen, begann der achtjährige Mozart, seine erste Sinfonie zu komponieren. Anregung fand er vor allem in den Werken eines deutschen Komponisten, der sich in London niedergelassen hatte: bei Johann Sebastian Bachs jüngstem Sohn Johann Christian, mit dem Mozart eine lebenslange Freundschaft verband und der seinen Stil nachhaltig beeinflusste. 
 
Sir Neville Marriner hat Mozarts frühe Werke vor mehr als 40 Jahren in London mit seiner Academy of St. Martin in the Fields eingespielt: "Das ist wirklich erstaunliche Musik", erläutert der Dirigent. "Ich erinnere mich gut: Als wir diese Jugendsinfonien aufgenommen haben, gab es wirklich in jeder einen herausragenden Satz. Und immer wieder stießen wir auf Dinge, die Mozart sehr viel später in seinen reifen Werken wieder aufgegriffen hat."

Schon gleich zu Beginn seiner ersten Sinfonie schafft der junge Mozart mit den gängigen musikalischen Vokabeln seiner Zeit einen ganz orchestral gedachten, durch Kontraste belebten Klangraum. Ein energiegeladenes Dreiklangsmotiv - dann ein plötzlicher Szenenwechsel. Auch der langsame Satz birgt Überraschungen: "Erstaunlicherweise ist dieser Satzbeginn geradezu opernhaft gedacht, wie für eine imaginäre Bühne", erläutert Neville Marriner. "Die höheren Streicher bilden mit ihren leichten, durchsichtigen Triolen sozusagen die Szenerie für den Auftritt der Solostimme in Cello und Bass. So etwas gibt es immer wieder in den späteren Opern."
 
Der österreichische Dirigent Karl Böhm war weltberühmt durch seine Mozart-Interpretationen. Obwohl er sich anfangs sehr zu Wagner hingezogen fühlte, wurde Böhm durch seine Freundschaft mit Richard Strauss zu einem profunden Kenner und Bewunderer von Mozarts Musik. In seiner Autobiographie schrieb Böhm, Strauss habe ihm die letzten Geheimnisse dieses seiner Meinung nach größten musikalischen Genies enthüllt. In dem folgenden Film aus dem Jahr 1978 dirigiert Karl Böhm die Wiener Philharmoniker, mit denen er durch langjährige Zusammenarbeit verbunden war:

www.youtube.com/watch

Wie sehr sich die Mozart-Interpretation gewandelt hat, kann man am folgenden Mitschnitt erkennen: Das Folkwang Kammerorchester Essen spielte am 15. März 2014 Mozarts erste Sinfonie in der Villa Hügel unter Leitung von Johannes Klumpp:

www.youtube.com/watch

Beitrag von NR