Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
"Sieben Wochen MIT Mozart" endet am heutigen Ostersonntag und stellt sein letztes Klavierkonzert in den Mittelpunkt: Das Klavierkonzert Nr. 27 B-Dur KV 595.
Das B-Dur-Konzert gilt als summarischer Höhepunkt seines Schaffens und besonders vollendeter, letzter Beitrag zur Gattung. Sofern man bei einem früh verstorbenen Komponisten wie Mozart überhaupt davon sprechen kann, ist Mozarts letztes Klavierkonzert vom Mythos eines „Spätwerks“ umgeben. Und mit eben jenem Mythos wird traditionell eine gewisse Abgeklärtheit assoziiert, die bei Mozart in der Tat deutlich spürbar ist: Kennzeichneten die vorangegangenen Klavierkonzerte emphatisch Mozarts Weg, diese immer anspruchsvoller (und damit beim damaligen nach Attraktion und Unterhaltung verlangenden Publikum gleichzeitig unbeliebter) zu gestalten, so wirkt das B-Dur-Konzert KV 595 ungleich zurückgenommener und schlichter. Anders als die eher sinfonischen Konzerte der Jahre ab 1785 kehrt das im Januar 1791 entstandene Werk nicht nur hinsichtlich der Orchesterbesetzung eher wieder zur kammermusikalischen Ausrichtung der Konzerte von 1784 zurück. Die Kontraste sind hier subtiler als in den vorangegangenen Konzerten und auch das konzertante Prinzip, der „Wettkampf“ zwischen Solist und Orchester tritt in den Hintergrund.
Mit diesem letzten Klavierkonzert verabschiedete sich Mozart am 4. März 1791 in Wien auch von der Konzertbühne - kein weiterer öffentlicher Auftritt sollte bis zu seinem Tod folgen. „Es steht an der Pforte des Himmels, vor den Toren der Ewigkeit“, schwärmte der Mozart-Biograf Alfred Einstein. Es sei das totale musikalische Gegenstück zu Mozarts brieflichen Bekenntnissen, dass das Leben jeden Reiz für ihn verloren habe. In diesem Sinne ist es bezeichnend, dass Mozart im Finale sogar gleich zwei uneingeschränkt positiv besetzte, jugendlich verspielte Melodien eigenen Ursprungs verwendete: Der Refrain dieses Satzes klingt unüberhörbar an das wenig später komponierte Lied „Sehnsucht nach dem Frühlinge“ an („Komm lieber Mai und mache…“), und in den folgenden Takten steckt eine Wendung aus der Arie „É amore un ladroncello“, die Dorabella im 2. Akt der Oper „Così fan tutte“ singt. Das B-Dur-Konzert ist, um noch einmal Alfred Einstein zu zitieren, „ein Werk letzter Meisterschaft in der Erfindung ... Der Abschied ist zugleich die Gewissheit der Unsterblichkeit.“
Meine heutigen Empfehlungen beinhalten noch einmal eine ganze Reihe von herausragenden Mozart-Interpreten - zunächst Murray Perahia als Solist und Dirigent mit dem Chamber Orchestra of Europe:
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Maria Joao Pires, ebenfalls mit dem Chamber Orchestra of Europe unter der Leitung von Trevor Pinnock - der Mitschnitt stammt aus dem Jahr 2020:
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Vladimir Ashkenazy gemeinsam mit dem Royal Philharmonic Orchestra in einem Mitschnitt vom 12. Januar 1989 im Teatro Pérez Galdós in Las Palmas de Gran Canaria:
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Ein Mitschnitt aus der Hamburger Elbphilharmonie vom 11. Dezember 2020 ohne Publikum: Francesco Piemontesi mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester unter der Leitung von Herbert Blomstedt:
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Und zum Schluss noch ein besonderes Konzert aus dem Jahr 2020: Nach der mehrwöchigen, coronabedingten Schließung gaben die Wiener Philharmoniker im Musikverein in einer Matinee am 5. Juni vor 100 behördlich zugelassenen Konzertgästen ihr erstes philharmonisches Konzert post Corona. Auf dem Programm standen Mozarts Klavierkonzert Nr. 27 B-Dur KV 595 und Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 5 c-Moll, op. 67, Solist und Dirigent war Daniel Barenboim.
"Per aspera ad astra" (vom Dunkel ins Licht) - dieser lateinische Ausspruch wird oft durchaus treffend für Beethovens fünfte Sinfonie herangezogen. Nach dem wilden, ungestümen ersten und dem düsteren dritten Satz reißt Beethoven mit dem letzten Satz eine andere, positive, helle Welt auf: ein Triumph, ein Siegesmarsch. Vielleicht kann dieses Motto auch für das diesjährige Osterfest gelten - wer wünschte sich nicht, dass der Krieg in der Ukraine noch heute endet?
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